Sonntag, 10. Mai 2009

Vorbereitung auf die Stillzeit - am besten schon im Geburtsvorbereitungskurs!

Auszug aus der Dokumentation 2008 der Beratungsstelle für Natürliche Geburt und Elternsein e.V., www.haeberlstrasse-17.de

Dass eine adäquate Vorbereitung auf das Stillen sinnvoll ist lässt sich Studien entnehmen die darauf hinweisen, dass die allererste Zeit der Stillbeziehung einen entscheidenden Einfluss auf deren Dauer und Erfolg haben kann. Gleichwohl ist die Stillbeziehung gerade in ihrer allerersten Zeit besonders störanfällig und wird durch verschiedene Umstände, v.a. durch die Personalknappheit in den Entbindungskliniken und hier in München durch den Mangel an Nachsorge-Hebammen, leider nicht immer ausreichend und fachgerecht unterstützt. Viel zu häufig klagen Mütter darüber, dass ihnen entweder niemand geholfen hat, oder dass ihnen vom wechselnden Personal widersprüchliche Anweisungen gegeben wurden. Ausserdem wird allzu oft, wie Erhebungen zeigen, auf Dinge zurückgegriffen welche erwiesenermaßer zu sogenannten Stillproblemen führen und die Stillzeit verkürzen1.
Hier Auszüge aus einem Bericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.2 unter dem Titel: Mütter sind hoch motiviert - Stillen wird jedoch oft zu früh abgebrochen: “In den ersten Tagen und Wochen entscheidet sich, ob das Stillen gelingt oder nicht. Laut Ernährungsbericht der DGE ist es deshalb um so bedauerlicher, wenn eine stillwillige Mutter wegen vermeidbarer Probleme das Stillen aufgibt. ... Bereits während des Aufenthaltes in der Entbindungsklinik traten bei 40 % der befragten Wöchnerinnen Stillprobleme wie wunde Brustwarzen, zu wenig Muttermilch, Milchstau, Trinkprobleme und Brustentzündungen auf. Nach der Entlassung aus der Klinik hatten sogar 60 % der Mütter in den ersten beiden Lebenswochen des Kindes Stillprobleme. Die meisten der genannten Schwierigkeiten hätten jedoch mit einer kompetenten Information und Beratung vermieden oder behoben werden können.” Denn die genannten Schwierigkeiten gehören nicht ursächlich zum Stillen sondern sind erwiesenermaßen eine Folge von falschen Still-Ratschlägen und -Praktiken durch Fachpersonal. Zwar liegen berichtigende Empfehlungen der Nationalen Stillkommission vor, doch bisher werden diese nur in einem “Babyfreundlichen Krankenhaus” konsequent umgesetzt (erkennbar an ihrer Plakette). Diese Empfehlungen bestehen aus einem Bündel von sehr einfachen Maßnahmen, die Mütter erfolgreich unterstützen in ihrem Wunsch, ihr Neugeborenes problemlos zu stillen. „Mutter und Kind können sich z.B. am besten aufeinander einstimmen und kennen lernen, wenn sie Tag und Nacht im selben Zimmer verbringen. Dieses ´Tag-und-Nacht-Rooming-In´ wird bislang zu selten praktiziert. Auch sollten Sauger, Brusthütchen oder Schnuller in den ersten Lebenswochen bei gestillten Kindern nach Möglichkeit nicht gegeben werden. Wöchnerinnen sollten bei Bedarf außerdem vermehrt in alternativen Zufütterungsmethoden wie Becher-, Finger- oder Löffelfütterung unterrichtet werden... In früheren Generationen wurden Wöchnerinnen von ihren Müttern und anderen erfahrenen Frauen darin angeleitet. Doch heute haben viele Großmütter selbst keine Stillerfahrung. Es kommt also maßgeblich darauf an, dass und wie die Schwangeren in der Geburtsvorbereitung, nach der Entbindung in der Klinik und zu Hause angeleitet werden“, so die DGE. Zu den bedauerlichen Folgen dieser mangelnden Umsetzung der Empfehlungen der Nationalen Stillkommission: “Hoch motiviert starten die Wöchnerinnen: 91 % der Frauen versuchen nach der Geburt, ihr Kind zu stillen. Doch erhält die Motivation schon in den nächsten Tagen einige Dämpfer. Bei der Entlassung aus der Klinik geht der Anteil der ausschließlich stillenden Mütter schon auf 73 % zurück. Nach 14 Tagen stillen nur noch 60 % ausschließlich, gegen Ende des zweiten Monats 42 % und Ende des 6. Monats werden lediglich 10 % der Säuglinge ausschließlich gestillt.”
Hier in München bieten wir in der Beratungsstelle für Natürliche Geburt und Elternsein e.V. nun ein Kurzseminar zur Vorbereitung auf das Stillen an (1 Abend) an, das meine Kollegin Petra Schwaiger, Still- und Laktationsberaterin IBCLC, sehr kompetent leitet: "Stillen ab der ersten Lebensstunde". In ihrem sehr informativen Skript erzählt z.B. “Wilhelm, ein kleiner Säugling”, aus seinem aufregenden jungen Leben. Das beginnt so: “Ich möchte in den ersten Tagen ganz oft saugen und kleine Mengen von dem leckeren Kolostrum trinken. Das schmeckt mir, und mein kleiner unreifer Magen kann sich langsam an die steigende Milchmenge gewöhnen. Ich brauche zusätzlich keine weitere Flüssigkeit, und ich will dann auch nicht aus einer Flasche trinken, das ist Bäh!"
1SuSe-Studie 1997/1998; Bayrische Stillerhebung 2007
2 http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=136