Sonntag, 7. März 2010

Allergie verhüten?

Seit November 2009 sind alle Lebensmittel, die in den fünf Jahren davor als potentiell allergieauslösend aufgelistet worden waren, praktisch wieder „begnadigt“. Es gibt seitdem also keine Liste mehr von Nahrungsmitteln, die während der Schwangerschaft, in der Stillzeit oder für die Beikost des Babys zu meiden wären. Alles ist gut : Was schmeckt darf wieder ohne Angst vor Allergie gegessen und dem Baby angeboten werden!

Die „Leitlinie zur Allergieprävention“ wurde im Rahmen des Aktionsbündnisses Allergieprävention (abap) erstmals im Jahr 2004 erstellt und nun im Jahr 2009 überarbeitet von der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) in Zusammenarbeit mit dem Ärzteverband Deutscher Allergologen (ÄDA), der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), und der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie (GPA). Einer der Autoren wies darauf hin, dass die US-amerikanische Gesellschaft für Pädiatrie in einer aktuellen Übersichtsarbeit zu ähnlichen Ergebnissen gekommen sei.

Was war der Sinn der so viel Aufregung verursachenden und so rasch überholten Leitlinien? Allergische Erkrankungen, wie Asthma, Heuschnupfen und das atopische Ekzem nehmen seit vielen Jahren unvermindert zu. Die Ursachen sind nach wie vor weitgehend ungeklärt. Mangels einer wirksamen schulmedizinischen Therapie wäre eine Verhütung besonders wichtig. Aber nach fünf Jahren, in denen Mütter sich und ihre Kinder in diesem Dienst gezügelt haben, steht nun fest: „Eine allgemeine Diät zur Allergieprävention kann nicht empfohlen werden.“ Hier das Wichtigste aus der neuen Leitlinie:

  • Während der Schwangerschaft und Stillzeit lautet die Empfehlung für die Frau, ihre Ernährung nicht einzuschränken – d.h. ein Verzicht auf bestimmte Lebensmittel während Schwangerschaft und Stillzeit wird nach heutiger wissenschaftlicher Datenlage nicht dazu beitragen, eine Allergie des Kindes zu verhüten.
  • Fisch zu essen wird jetzt ausdrücklich empfohlen: Schon in der Schwangerschaft und während der Stillzeit soll Fisch gegessen werden. Haben Wissenschaftler vorher vermutet, dass Fisch Allergien auslösen kann, so vermuten sie jetzt, dass Fisch eine Atopie sogar eher verhütet. (Sollte nach einigen Jahren wieder etwas anderes vermutet werden, werden Sie es hier erfahren :-))

  • Das Baby darf – so es denn möchte – schon ab dem fünften Lebensmonat vom Essen der Großen probieren. Sein potentielles Allergierisiko wird nach heutigem Kenntnisstand nicht gesenkt, wenn man mit der ersten Beikost bis zum siebten Monat wartet. Es sinkt auch nicht dadurch, dass man dem Kind bestimmte Lebensmittel in den ersten beiden Lebensjahren vorenthält. Wenn es künftig also von Ihrem Frühstücksei probieren möchte: Bitte sehr!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen