Freitag, 5. Juni 2015

Gereizte Mamillen? Silberhütchen helfen


Silverette Hütchen helfen mit dem natürlichen, antibakteriellen Effekt von Silber, Wunden und Irritationen der Brüste zu heilen oder ihnen vorzubeugen. Schon innerhalb kurzer Zeit sind Wunden und Irritationen gelindert und meist bald ausgeheilt.

Die Silberhütchen von Silverette werden einfach zwischen zwei Stillmahlzeiten auf die Brust aufgesetzt und unter dem BH getragen. Sie sind völlig hygienisch und äußerst effektiv, da Silber ein natürliches und traditionelles entzündungshemmendes Heilmittel ist; es hat eine beruhigende Wirkung und antibakterielle Eigenschaften. Das hat auch eine Studie belegt: http://online.liebertpub.com/doi/abs/10.1089/bfm.2014.0177?journalCode=bfm - In Italien setzen bereits viele Frauen auf die Silberhütchen, weil sie ihnen wieder zum schmerzfreien Stillen verhelfen. Sie werden dort von vielen Hebammen empfohlen.
Jetzt gibt es sie auch in Deutschland: www.silverette.de




Mittwoch, 3. Juni 2015

Ruhe bewahren, wenn das Baby schreit



Deutscher Kinder-schutzbund: „starke eltern – starke kinder“

Jahresheft 2014


Die Journalistin Anke Gasch bat mich um ein ausführliches Interview für den Jahresheft-Leitartikel des Deutschen Kinderschutzbunds. Dieses umfassende Magazin mit dem Namen "starke eltern – starke kinder" erscheint jährlich seit 1998 und beleuchtet dabei immer ein bestimmtes Thema aus unterschiedlichsten Perspektiven. Im Jahr 2014 lautete dieses Thema:

Kein Stress für frischgebackene Eltern“

Kaum ist das Baby da, ist es vorbei mit der inneren Ruhe. Und das oft selbst bei den Eltern, die vorher zu den „total Entspannten“ zählten. Plötzlich möchten wir immer alles richtig machen. Aber was ist „das Richtige“? Was brauchen Kinder wirklich, um gut zu gedeihen? Welche Ängste und Sorgen sind berechtigt – und welche überflüssig?

Schau mal, wer da spricht: Babys Signale richtig deuten 

Babys sprechen mit ihrem Körper und mit Lauten. Wenn ein Baby weint, heißt das immer, dass es sich nicht wohlfühlt. Dumm ist nur, dass das Weinen alles Mögliche bedeuten kann. „Du hältst mich nicht richtig!" etwa. 
Aber auch: „Mein Popo brennt.", „Hilfe! Wo bist du? Ich fühl mich so allein!", „Hunger!" und so weiter ...
Und dann stehen wir Eltern oft hilflos da, mit den geliebten Wesen im Arm, und flüstern „Was hast du nur?" – Das muss nicht sein, weiß Schreibaby-Fachfrau Vivian Weigert*: „Im Grundsatz sind es sechs Dinge, die Eltern abprüfen können. Und das recht fix." Hier sind sie:

 
Hast du Hunger/Durst?
Um das herauszufinden, brauchen Sie nur zu schauen, ob Ihr Kind etwas trinken würde.
Wenn Sie die Flasche geben und nicht immer sofort eine zubereiten möchten, sehen Sie sich Ihr Baby genau an: Wirkt sein Körper angespannt? Macht es Schmatz-Geräusche? Öffnet es seinen Mund, wenn Sie ihm direkt neben den Lippen über die Wange streichen? Bewegt es dabei suchend den Kopf? Dann hat es höchstwahrscheinlich Hunger oder Durst.
Weigert: „in Baby darf Pre-Nahrung oder Mamas Brust jederzeit haben, es sei denn, Mamas Busen braucht gerade Schonung. Dass Babys Bauchschmerzen bekommen, wenn frische auf halbverdaute Milch trifft, ist völliger Humbug. Sie glauben gar nicht, wie viele Schreibabys in meine Praxis getragen wurden, die gar keine gewesen sind. Die hatten nur Eltern, die von Fachleuten gehört hatten, ihre Kinder dürften nur alle zwei, drei oder vier Stunden trinken. Dabei brauchen viele Babys kurz nach dem Stillen noch ein kleines Dessert, so zwei bis vier Nachschlucke. Und dann sind sie glücklich und müssen keine
ganze Stunde herumgetragen werden. Kinder im ersten Lebensjahr können Sie so auch nicht verwöhnen, die haben keine Wünsche, sondern nur Bedürfnisse."


Bist du müde?
Ist Ihr Baby müde, will es nicht trinken, sondern weint und quengelt auch dann weiter, wenn Sie ihm die Brust oder die Flasche anbieten. Vor allem lässt es sich dann nicht ablegen. Es schreit, sobald es allein ist oder keinen Körperkontakt mehr spürt. Es wird ruhig, sobald Sie es auf den Arm nehmen. Manchmal reibt es sich die Augen oder die Ohren.
Weigert: „Müde Babys halten keinen Blickkontakt. Sie wenden den Kopf ab, wenn man sie anschaut. Das ist keine Ablehnung, sondern heißt nur: Ich brauche jetzt Ruhe."

Zwickt dein Bauch?

Ihr Baby fängt etwa eine halbe Stunde nach der letzten Mahlzeit an zu quengeln? Dann könnte es „erdauung haben", meint Vivian Weigert. „as Verdauungsempfinden ist für Babys noch neu, es fühlt sich für sie einfach nicht wohlig an. Manchen macht das ungewohnte Rumoren sogar Angst." Was Babys dann brauchen, ist Zuspruch und Zuwendung. Sagen Sie Dinge wie „lles wird gut, mein Schatz, das ist nur die Verdauung! Das gehört zum Erdenleben dazu, das ist ganz normal. Ich bin für dich da. Bei mir bist du sicher." Was Sie sonst noch tun können? Legen Sie sich Ihr Baby über die Schulter und bewegen Sie es dabei sanft auf und ab. Oder setzen Sie sich mit dem Baby auf einen Pezziball und wippen leicht."

Bist du überreizt?
Wenn Ihr Baby sich an Ihrem Körper nicht beruhigt, könnte es überreizt sein. Was hilft? Stellen Sie zunächst alle Reize aus der Außenwelt (Radio, Fernseher ...) ab. Bieten Sie kein Spielzeug mehr an und auch keine Streicheleinheiten. Halten Sie Ihr Kind ruhig im Arm. Dabei können Sie wiegend hin- und hergehen, auf dem Pezziball wippen, abfallende Töne summen. „Weigert: Wichtig ist nur, dass Sie das Baby dabei total in Ruhe lassen, es also nicht ansprechen!"


Hast du Schmerzen?
Hat das Baby Schmerzen, schreit es plötzlich und schrill. Dabei ist sein Körper stark angespannt. Sie wissen nicht, warum Ihr Baby so ausdauernd „larm!" schreit? Rufen Sie Ihren Kinderarzt an und/oder Ihre Hebamme und bitten diese um Rat. Weigert: „ahren Sie auch ruhig in die Kinderklinik oder rufen Sie den Notarzt. – Erfahrung kommt nun mal erst mit der Zeit."


Möchtest du spielen? Oder kuscheln?
Babys, die Aufmerksamkeit wollen, quengeln oder knöttern leise. Ob Ihr Baby tatsächlich Kontakt will oder spielen möchte, erkennen Sie, sobald Sie sich ihm zuwenden. „ann beruhigt sich das Kleine rasch, konzentriert sich auf sein Gegenüber und sucht Blickkontakt", erklärt Weigert.
Manchmal reicht es, wenn das Baby Mama oder Papa wie eine Ladestation nutzen darf: Es tankt sein Kuschel-Akku kurz auf und kann dann gut allein weiterspielen.


Feierabend für frischgebackene Eltern? Gibt es nicht!

Aber eine HAPPY HOUR: den frühen Nachmittag
In jedem Land der Erde erreichen Babys zwischen der vierten und sechsten Lebenswoche den sogenannten „Schreigipfel". Etwa die Hälfte der täglichen Schreidauer fällt auf die Abendstunden, meist auf einen Zeitraum zwischen 17:00 und 22:00 Uhr. „Im zweiten Lebensmonat geht fast kein Baby vor 23:00 Uhr ins Bett", berichtet Schreibaby-Fachfrau Vivian Weigert. „Eltern stellen sich also idealerweise darauf ein, dass sie jetzt einen Job haben, bei dem der Abend die Hauptarbeitszeit ist." Was hilft, diese Zeit zu überstehen?
1. Nutzen Sie den frühen Nachmittag, um sich auszuruhen. In dieser Zeit sind die meisten Babys entspannt.
2. Probieren Sie am Abend das „Clusterfeeding" aus, auch Dauerstillen oder Lagerfeuerstillen genannt: Lassen Sie Ihr Baby an die Brust/Flasche, wann immer es möchte. (Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Babys, die häufig gestillt oder gefüttert werden, weniger schreien!)
3. Machen Sie zu dritt einen Abendspaziergang mit Baby.
4. Das Wissen, dass es sich hier um eine Phase handelt. Sind die Babys vier Monate alt, werden die Abende wieder ruhiger.
 


Ruhe bewahren, wenn das Baby schreit


Wie soll man entspannt bleiben, wenn das Baby weint und weint und man so gar keine Ahnung hat, warum? 


„Häufig ist es so, dass die Kleinen überreizt sind", erklärt „Babyeltern-Beraterin" Vivian Weigert. Sie hilft regelmäßig Eltern, „ihr Baby zu lesen" und weiß: „Überreizte Babys knöttern und weinen selbst dann noch, wenn sie satt sind und von den Eltern herumgetragen werden." In solchen Fällen können Eltern und Kind sich in ihrer Unruhe sogar gegenseitig hochschaukeln. Merken Eltern, dass das gerade passiert, können sie zwei Sachen tun. „Die erste ist, die eigene innere Haltung zu ändern", erläutert Weigert. „Und zwar, indem sie ihre Sorge loslassen und darauf vertrauen, dass ihr Baby gerade gut für sich selbst sorgt, weil es seinen Stress durch Schreien abreagiert. Gut ist, wenn Eltern das Baby dabei noch flüsternd bestätigen – mit einem: ,Das machst du echt prima! Schreien kannst du wirklich gut.‘"

Was Eltern lieber lassen sollten: Laut „Was hast du bloß?" zu fragen oder das Baby anzuflehen, es möge doch mit dem Weinen aufhören. „Weil beides die Unsicherheit der Eltern an das Baby weiterleitet und es überfordert."

Das zweite, was Eltern tun können ist: „Sich bemühen, ohne die ,Hilfe‘ des Babys ruhiger zu werden, also obwohl das Baby immer noch weint. – So wie Eltern sich wünschen, dass das Baby nicht schreit, wünschen sich alle Babys, dass ihre Eltern stets ruhig wie ein Fels in der Brandung sind." Wenn das Baby so lange weiterschreit, bis die Eltern sich so unzulänglich oder ohnmächtig fühlen, dass sie wütend werden - dann sollten sie die Reißleine ziehen: das Baby an einem sicheren Ort ablegen, etwa in seinem Bettchen, und für ein paar Minuten hinausgehen. „Und diese kurze Ruhezeit nutzen Sie, um sich selbst zu beruhigen", erzählt Weigert. „Fragen Sie sich dazu, was Sie brauchen, um vom Stress runterzukommen. Vielleicht hilft es Ihnen, laut stapfend hin- und herzugehen? Vielleicht müssen Sie auch nur mal einen Happen essen? Etwas trinken? Sich ganz kurz am Telefon bei Ihrem Partner oder einer Freundin ,entladen‘? ... Sie werden sehen: schon nach wenigen Minuten haben Sie neue Kraft, können eine neue Lösung finden." Etwa die, das Baby in den Kinderwagen zu legen und eine Runde mit ihm zu drehen.

Dienstag, 2. Juni 2015

Schreibaby?

 Dazu gibt es jetzt ein neues E-Book, das ich empfehlen kann weil es durchgängig bindungsfördernde Tipps gibt = vom "schreien lassen" wird abgeraten und die Gründe, warum ein schreiendes Kind nicht ignoriert werden sollte, werden gut erklärt. Es ist schön übersichtlich und informativ zu allen Schrei-Themen in den ersten Lebensjahren. Verfasst von Jana, Mutter von zwei Kindern und nach der Geburt der ersten Tochter selbst mit dem Thema „Schreibaby“ in Berührung gekommen. Das E-Book kann hier angesehen und bestellt werden: http://www.hilfe-mein-baby-schreit.de/gebrauchsanweisung/



Mittwoch, 10. September 2014

Das Baby weint beim Stillen?



 

Verdruss an der Brust

von Dagmar Fritz ,  übernommen aus meinem Buch „Stillen“.

Wenn das Baby beim Stillen weint...

Um der Ursache für Babys Unwohlsein auf den Grund zu gehen, ist es wichtig, auf den Zeitpunkt zu achten, an dem das Baby beim Stillen zu weinen beginnt: Weint es vor dem Trinken, während oder nach dem Stillen, so kommen unterschiedliche Ursachen für Babys Frust an der Brust in Frage:


Das Baby weint vor dem Trinken:

  • Eigentlich klappt es mit dem Stillen ganz gut, aber manchmal tritt Ihr Kind ganz plötzlich in den Stillsteik? Das könnte darauf hindeuten, dass das Kind durch ungewöhnliche Umstände irritiert ist. Vielleicht nimmt es einen ungewohnten Duft wahr? Ein neues Waschmittel, Deodorant oder Duschgel könnte die Ursache dafür sein, dass ihr Baby sich gestört fühlt. Versuchen Sie folgendes: Duschen Sie vor dem Stillen ohne Duschgel und tragen Sie danach Kleidung, die ohne Waschmittel gewaschen wurde. Wenn das Baby danach wieder ruhig trinkt, wissen Sie, dass es an einem ungewöhnlichen Duft gelegen hat.
  • Größere Babys streiken manchmal, wenn sie vom Zufüttern Verstopfung haben. Hören Sie vorübergehend auf mit dem Zufüttern und fragen Sie Ihre Stillberaterin, wenn das Problem anhält.
  • Haben Sie schon mal etwas von „Saugverwirrung“ gehört? Die Mundmotorik von Babys stellt sich in den ersten Lebenswochen immer besser aufs Trinken an der Brust ein. An der Brust zu trinken erfordert für Babys eine andere Technik als an einem künstlichen Sauger zu nuckeln. Bietet man dem Kind mal die Brust, mal einen Nuckel an, kann das die Kleinen gehörig durcheinanderbringen, sodass es den Anschein hat, das Baby käme mit der Brust nicht mehr zu Recht. Um dies zu vermeiden, sollte man kleinen Babys gerade in den ersten Lebenswochen nur die Brust anbieten und auf alle künstlichen Sauger verzichten. Solange das Baby nicht trinkt, können Sie dem Kind die abgepumpte Muttermilch mit einem Löffelchen einträufeln. Nach ein oder zwei Tagen wird sich die Saugverwirrung legen und das Baby trinkt wieder normal.

Das Baby weint während des Trinkens:

  • Das könnte am Geschmack der Milch liegen: Starke Gewürze aber auch körperliche Anstrengung vor dem Stillen beeinflussen vorübergehend den Geschmack der Milch. Essen Sie deshalb etwas vanillehaltiges, vielleicht einen Joghurt oder Milchreis mit natürlicher Vanille. Das neutralisiert das ungewohnte Aroma und lässt die Milch angenehmer schmecken. Weil Babys süßen Vanillegeschmack so gerne mögen, setzten sogar Produzenten von künstlichem Babymilchpulver ihren Produkten Vanillearoma zu.
  • Beim Trinken reagieren Babys manchmal mit Bauchschmerzen: Es knattert und grummelt im Bauch. Diese starken Darmbewegungen können sehr schmerzhaft für Babys sein. Ein warmes Bad oder ein lauwarmes Kirschkernkissen auf das Bäuchlein gelegt helfen, schmerzhafte Verspannungen zu lösen.
  • Hat Ihr Baby Schnupfen, dann kann es beim Trinken nicht atmen und kann dementsprechend auch nicht in Ruhe seinen Hunger stillen. Spritzen Sie deshalb einen Tropfen Muttermilch in jedes Nasenloch, damit wird die Nase wieder frei.
  • Einige Babys haben eine Lieblingsseite an der sie trinken, an der anderen Brust verweigern sie regelmäßig das Trinken. Das kann an unterschiedlich geformten Brustwarzen liegen, aber auch daran, dass die Milch auf einer Seite leichter ausströmt als aus der anderen Seite. Stillen Sie das Baby im Wiegegriff und lassen Sie das Kind von einer Brust zur anderen gleiten. Beenden Sie das Stillen mit der bevorzugten Seite. Das Baby ist gegen Ende des Stillens müde, an seiner Lieblingsseite fällt ihm dann das Trinken leichter.

Das Baby weint nach dem Trinken:

  • Wahrscheinlich ist noch Luft im Bäuchlein und die drückt und tut weh. Lassen Sie das Kind deshalb gut aufstoßen. Es kann aber auch sein, dass das Baby besonders in den ersten drei Lebensmonaten zu Koliken neigt und von Bauchschmerzen geplagt ist. Der sogenannte Fliegergriff (das Baby bäuchlings auf dem Arm halten) und ein warmes Kischkernkissen aufs Bäuchlein helfen hier, die schmerzhaften Verspannungen zu lösen


„Noch mehr interessante Informationen zum Thema Stillen und Stillprobleme enthält der Ratgeber von Vivian Weigert: "Stillen - das Begleitbuch für eine glückliche Stillzeit" im Kösel-Verlag.



Dienstag, 9. September 2014

Stillabstände einhalten? Nein!

Der Mythos von den Stillabständen

Die Nachfrage regelt das Angebot. Auch bei der Muttermilch ist das so. Je häufiger ein Baby bei seiner Mama trinkt, desto mehr Milch bildet sie. Besonders das Wechselstillen ist äußerst effektiv, um die Milchmenge zu steigern. Wechselstillen bedeutet, dass während einer Mahlzeit mehrmals die Seite gewechselt wird, sobald das Kind weniger saugt. Längeres Stillen an einer Brust hat dagegen nur eine wenig steigernde Wirkung auf die Milchmenge.
Trotzdem hört man immer wieder, man solle beim Stillen Mindestabstände von zwei oder drei Stunden zwischen den Mahlzeiten einhalten. Ist da nicht vielleicht doch etwas Wahres dran, wenn diese Meinung so verbreitet ist? Meistens ist es einer der folgenden drei Gründe, der für die Abstände angeführt werden.

Neue Milch auf alte Milch

Der am häufigsten genannte Grund ist, dass es zu Bauchschmerzen führe, wenn neue Milch auf angedaute Milch trifft. Dabei ist dieses Vorurteil schnell widerlegt, denn Muttermilch ist so leicht verdaulich, dass bereits während einer einzigen Mahlzeit frische Milch auf angedaute trifft. Demnach müssten alle Stillkinder ständig Bauchweh haben.
Das Märchen von der angedauten Milch stammt aus der Zeit als es noch keinen sicheren Ersatz für die Muttermilch gab. Die frühen Ersatzprodukte waren von so schlechter Qualität, dass sie weit mehr als nur schlimme Verdauungsbeschwerden hervorrufen konnten. In Gegenden, in denen nicht gestillt wurde, starb mitunter über die Hälfte aller Babys. Dort, wo gestillt wurde, starben dagegen im Schnitt 12-15% aller Babys im ersten Lebensjahr. Um überhaupt das Leben der nicht gestillten Kinder zu bewahren, musste man strenge Regeln bei der künstlichen Ernährung einhalten, unter anderem gehörten dazu eben auch Mindestabstände zwischen den Mahlzeiten.
Im Laufe der Zeit ging die Zahl der stillenden Mütter immer mehr zurück. Der Muttermilchersatz wurde immer sicherer und trotzdem wurde an den Abständen festgehalten, denn man vergaß den Ursprung dieser Regel. Je weniger gestillt wurde, desto mehr Stillwissen ging verloren. Und so kam es, dass von der Ernährung mit der Flasche auf die Ernährung an der Brust geschlossen wurde und auch für das Stillen Mindestabstände gefordert wurden.

Stillen ist nur Nahrungsaufnahme

Der zweite oft genannte Grund ist, dass Kinder lernen müssten, was Hunger sei und nicht bei jedem Mucks angelegt werden sollten. Dahinter steckt die Vorstellung, dass zum einen das Stillen eine reine Nahrungszufuhr sei, und dass zum anderen das Kind nicht wissen könne, was gut für es ist. Auch das stimmt natürlich nicht. Schon ein neugeborenes Baby weiß genau, wann es Hunger hat. Das zeigt es zuerst durch Suchbewegungen und Nuckeln an den Fäustchen und letztlich – wenn es zu lange warten muss – durch sein Schreien. Außerdem dient das Saugen auch der Beruhigung und befriedigt das Bedürfnis nach Nähe und Hautkontakt.
An dieser Stelle spielt auch die weit verbreitete Angst vor dem Verwöhnen mit rein. Ein Kind, dass bekommt, was es will, wann es das will, wird zu einem Tyrannen, so die Befürchtung. Doch das Verlangen nach Muttermilch, Stillen und Geborgenheit ist nicht gleich zu setzen mit dem Verlangen nach einem Riegel Schokolade an der Supermarktkasse oder dem x-ten Spielzeug.

Rhythmus ist wichtig fürs Familienleben

Der dritte Grund ist, dass Kinder Regelmäßigkeit bräuchten. Alles habe seine feste Zeit. Das soll dem Kind helfen, sich in der Welt zurecht zu finden und sich in die bestehende Ordnung einzufügen. Diese Vorstellung stammt zum einen aus einer Zeit, als die Gruppe noch mehr wert war als das Individuum. Die Bedürfnisse des einzelnen mussten den Regeln der Gruppe untergeordnet werden. Dazu kommt noch, dass damals Hausarbeit richtig harte Arbeit war. Je besser sich das Kind in den Haushalt einfügte, desto leichter hatte es die Mutter.
Des weiteren ging man beispielsweise im 19.Jahrhundert davon aus, dass es wichtig sei, den menschlichen Organismus an feste Zeiten zu gewöhnen, sonst würde er schnell anfällig für Krankheiten werden. Diese Regeln galten nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Das ging so weit, dass man die Uhrzeit festlegte, zu der der Stuhlgang zu erfolgen hatte.
Zur Zeit des Nationalsozialismus dann wurde das Einhalten von festen Zeiten als erzieherische Maßnahme angesehen, die dem Kind beibringen sollte, seinen Willen zu beherrschen. Durch Einhalten fester Nahrungsmengen wollte man die Kinder sogar zur Mäßigkeit erziehen.
Sicher gibt es Kinder und Familien, denen ein gewisser Rhythmus gut tut. Manche Kinder brauchen tatsächlich feste Strukturen, um sich zurecht zu finden. Doch es wäre grundfalsch daraus zu schließen, dass das für alle Menschen gelte oder sogar noch die Zeitpläne für alle Familien gleich setzen zu wollen, wie es früher durchaus gemacht wurde.
Alle drei Gründe sind also nicht mehr zeitgemäß. Die Erfahrung zeigt, dass Stillen nach festen Zeitplänen oder mit Mindestabständen meistens zu Milchmangel führt. Darum hatten auch in den 1970er und 1980er Jahren, als noch streng auf Abstände geachtet wurde, so viele Frauen zu wenig Milch. Allen drei Begründungen ist gemeinsam, dass man den Ursprung aus den Augen verloren hat. Es mag früher einmal sinnvoll gewesen sein, Abstände einzuhalten. Und auch heute mag es für manche Familien stimmig sein, eine gewisse Regelmäßigkeit anzustreben. Eine allgemein gültige Regel kann das Stillen nach der Uhr aber nicht sein.

Mittwoch, 27. August 2014

Schlaftraining? Nein!

Vom "Schreien lassen" raten namhafte Experten dringend ab.


Warum ein so genanntes "Schlaftraining" nicht empfehlenswert ist - dazu finden sich in dieser kleinen PDF-Broschüre meiner Schweizer Kollegin Sibylle Lüpold die Meinungen von 20 namhaften Experten auf diesem Gebiet.
Lesen Sie hier die vielen guten Argumente, warum vom "Schreien lassen" abzuraten ist:
http://www.ferbern.de/fileadmin/documents/pdf/broschuere_babyschlaf.pdf

Donnerstag, 26. Juni 2014

Wie lange stillen?

"Waaaas, du stillst noch?"

Diese Frage hören Mamas heute ja schon ziemlich früh, finde ich. Hier folgen gute, wissenschaftlich fundierte Argumente für eine etwas längere Stillzeit -  sowohl für das Stillen im zweiten Lebenshalbjahr, als auch für das Stillen im zweiten Lebensjahr.
Meine Kurzantwort, wenn ich als Expertin gefrage werde: Die Stillzeit soll solange dauern, wie sie Freude macht.
 

Alle existierenden Studien zeigen eindeutig: Der Wert der Muttermilch lässt niemals nach, egal wie groß das Kind ist. Und alle Forschungsergebnisse zeigen, dass die Gesundheit von Kindern  umso besser ist, je länger sie Muttermilch erhalten haben. Es gibt aus wissenschaftlicher Sicht keinen einzigen Grund, vom Stillen abzuraten weil das Baby größer wird.

Bioverfügbarkeit, Vitamine und Mineralien


Auch im zweiten Lebensjahr profitieren Kinder noch sehr von Muttermilch. In diesem Alter trinken Kinder selten mehr als zwei richtige Stillmahlzeiten, das sind ca. 500ml. Damit  können sie, bei gleicher sonstiger Nahrungsmenge, immerhin ein Drittel ihres Energiebedarfs (31%) decken und erhalten im Alter von 13-18 Monaten noch 25 % mehr Energie als abgestillte Kinder und immer noch 17 % mehr, sobald sie älter sind als 18 Monate. 
Im Einzelnen deckt dies den täglichen Bedarf an
  • Eiweiß zu 38 %
  • Vitamin C zu 95 %
  • Vitamin A zu 100 %
  • Calcium zu 44 %
  • Niacin zu 41 %
  • Folsäure zu 26 %
  • Riboflavin zu 21 % und
  • Eisen zu 50%
Eisen ist typisch für die gute Bioverfügbarkeit der Inhaltsstoffe der Muttermilch. Sehr interessant auch dies: Die Vitamin C-Konzentration der Muttermilch ist gegen Ende des ersten Lebensjahres 3,3 mal höher als im Blutplasma der Mutter. Selbst wenn die Mutter erniedrigte Vitamin C-Werte hat, wird es in der Milch bis zu 6-12fach angereichert. Stillkinder erhalten so höhere Konzentrationen an Vitamin C als Kinder, die künstliche, mit Vitamin C angereicherte Babynahrung, Gemüse und Früchten bekommen.
Wird ein Kind vor dem zweiten Geburtstag abgestillt, braucht es selbstverständlich viel mehr feste Nahrung als vorher – laut einer Studie wurden die anderen Nahrungsmittel um 60% erhöht – und auch das reicht nicht immer aus.  Unter Umständen kann ein abgestilltes Kind unter einem Energiedefizit leiden – ein Defizit um 28% laut einer Studie von 1982. Eine andere Studie zeigte, dass nicht gestillte Kinder nur 84% der vorgeschlagenen Kalorieneinnahme hatten, während noch gestillte Kinder 108% der optimal erachteten täglichen Kalorienmenge zu sich nahmen.

Muttermilch ist Immunschutz pur

Weil das größere Baby mehr Krankheitserregern begegnet, bekommt es in der Muttermilch eine zunehmende Menge an Antikörpern, die es dabei schützen. Im zweiten Lebensjahr erreicht dieser unnachahmliche Immunschutz teilweise ähnlich hohe Werte wie in der ersten Milch direkt nach der Geburt. Lysozym, das die Zellwand von Bakterien zerstört, ist z.B. in der Muttermilch eines Kindes von 18 Monaten in größerer Konzentration zu finden, als bei einem Kind von 6 Monaten. Die Muttermilch enthält weiterhin Immunstoffe gegen alle Krankheitserreger, denen Mama begegnet und schützt damit immer auch gleich direkt ihr Kind davor. Das ist ein wichtiger Grund dafür, dass Kinder, die lange Zeit gestillt werden, erst sehr viel später ihre ersten Infekte durchmachen. Wenn kleine Kinder krank sind lehnen sie oft jede Nahrung ab. Gestillte Kinder tun das auch, aber sie trinken doch gerne ihre Muttermilch. Dadurch werden sie schneller wieder gesund und erholen sich rascher von der Krankheit.
 
 
 
 
 
 
 

Wie lange will ich stillen - das sagt die Expertin:

Warum stillen viele Frauen früher ab als geplant? Und wie können sich stillende Mütter das Leben leichter machen? Darüber sprach ELTERN-Autorin Nora Imlau mit Vivian Weigert. Die Stillberaterin und Leiterin der Fachstelle für Säuglingsfragen e. V. in München hat gerade ein einfühlsames und hilfreiches Buch zum Thema veröffentlicht: "Stillen. Das Begleitbuch für eine glückliche Stillzeit" (Kösel, 14,95 Euro).
  • Fast alle Schwangeren geben in Umfragen an, ihr Baby die empfohlenen vier bis sechs Monate voll stillen zu wollen. Weniger als der Hälfte gelingt das. Fehlt es deutschen Müttern an Durchhaltevermögen?
Nein, und auch nicht an gutem Willen. Wenn eine Stillbeziehung nach wenigen Wochen endet, dann in den seltensten Fällen auf Wunsch der Mutter. 'Bei mir hat's leider nicht geklappt“, sagen mir diese Frauen traurig. Dieses Bild ist immer noch in den Köpfen: dass Stillen irgendwie Glückssache ist. Die einen können's, die anderen nicht. Und in Wirklichkeit? Kann es praktisch jede Frau - wenn sie die richtige Beratung und Unterstützung bekommt.
  • Ein Satz, den viele Frauen nicht gern hören.
Ja, weil er für sie wie ein Vorwurf klingt: Jede kann stillen - warum nicht auch du? So meine ich ihn aber nicht. Ich will Frauen vielmehr Mut machen: Ihr habt die wunderbare Gabe, euer Baby an der Brust ernähren zu können. Lasst euch das nicht nehmen, sondern fordert die Hilfe ein, die ihr braucht. Denn die Gründe für unfreiwilliges frühes Abstillen sind immer die gleichen. Entweder starke Schmerzen beim Stillen oder das Gefühl, das Baby würde nicht satt. Probleme, die mit der richtigen Stillberatung oft gar nicht erst auftreten würden - oder schnell gelöst werden könnten.
  • Wie können Frauen sonst noch verhindern, dass sie unfreiwillig früh abstillen?
Wir wissen heute, dass die ersten Stunden nach der Geburt ungeheuer wichtig sind für die Stillbeziehung. Also sollten Mütter darauf bestehen, in dieser Zeit nicht von ihrem Baby getrennt zu werden. So kann die U1 beispielsweise auch auf dem Bauch der Mutter gemacht werden, und alle Routine kann warten, bis das Baby zum ersten Mal an der Brust lag.
  • Wenn dann das Stillen gut und schmerzfrei klappt ...

...genießen es die meisten Frauen sehr. Das Baby wächst und gedeiht, und in dieser Phase denken die wenigsten Mütter ans Abstillen. Das ändert sich allerdings recht zuverlässig mit dem vierten Lebensmonat.
  • Was ist da los?
 In diesem Alter lassen sich Babys leicht ablenken. Sehen sie beim Trinken etwas Spannendes, zappeln sie herum, docken sich ab - und holen in der Nacht die Milchmahlzeiten des Tages nach. Die Mütter haben nachts also stündlich ihr Kind an der Brust, sind erschöpft und denken dann: Wahrscheinlich reicht meine Milch eh' nicht mehr!
  • Was ist die Alternative?

Das Baby ganz bewusst tagsüber mindestens alle drei Stunden an die Brust zu legen und durch häufigeres Wechseln beider Seiten die Mahlzeiten tagsüber wieder zu verlängern, nachts hingegen nur das Minimum anzubieten.
  • Dann werden die Nächte von selbst besser?
Meistens, ja. Allerdings brauchen Babys etwa zwei Wochen, um sich umzustellen. Leider beobachte ich immer wieder, dass Mütter denken, sie dürften nicht in den Stillrhythmus eingreifen. Schreibt eine Mutter in einem Internetforum, dass sie von den durchgestillten Nächten völlig erschöpft ist, kriegt sie oft zur Antwort: "Halt durch und gib deinem Baby jederzeit, was es braucht!" Damit wird ihr Problem aber weder ernst genommen noch gelöst, denn das Baby könnte seinen Bedarf auch tagsüber stillen. Viele Frauen wollen vor allem deshalb abstillen, weil sie den Schlafmangel nicht mehr aushalten. Wenn ich ihnen dann vorschlage, erst mal nur nachts abzustillen, sind sie ganz verblüfft. Das soll gehen? Klar geht das!
  • Und wie genau?

Indem es in einem bestimmten Zeitfenster nachts keine Milch mehr gibt, während man tagsüber für ein ausreichendes Angebot sorgt. Ist ein Baby älter als sieben oder acht Monate, sehe ich darin kein Problem. Natürlich ist es wichtig, ein Baby mit dem Frust über die Umstellung nicht allein zu lassen, es zu trösten und mit ihm zu kuscheln. Aber meist akzeptieren Babys diese neue "Still-Ordnung" schnell und schlafen in der nächtlichen Pause durch - und die Mutter ist dann so ausgeschlafen, dass sie das Stillen tagsüber wieder genießen kann.
  • Sie betonen die Vorteile des Stillens übers erste halbe Jahr hinaus. Schlimm, wenn eine Mutter dazu keine Lust mehr hat?
Nein. Entscheidet sich eine Frau bewusst dafür, abzustillen, gibt es daran nichts auszusetzen. Traurig ist nur, wenn sie selbst das Gefühl hat, es sei zu früh - etwa, weil jemand sie dazu drängt.
  • Wann ist denn aus Ihrer Sicht der optimale Zeitpunkt?

Ganz einfach: wenn eine Mutter merkt, dass sie nicht mehr stillen will. Nicht, weil die anderen sagen, sie sei eine Glucke. Sondern weil sie selber spürt: Jetzt ist es genug. Eine zu kurze Stillzeit gibt es übrigens nicht. Stillen ist immer wertvoll. Egal, ob eine Mutter ihrem Kind einige Wochen oder viele Monate lang die Brust gegeben hat - sie kann in jedem Fall sehr stolz darauf sein. Denn: Eine zu kurze Stillzeit gibt es nicht!

Wie lange will ich stillen - eine Frage der Kultur

Darüber erhitzen sich die Gemüter. Warum? Weil die Frage nach der Stilldauer zunächst einmal eine kulturelle ist: Die durchschnittliche Gesamtstilldauer liegt zwar weltweit bei etwa 30 Monaten, doch die regionalen Unterschiede sind immens. Während bei dem afrikanischen Stamm der Kung drei bis vier Jahre üblich sind, beantworten viele französische Mütter die Frage nach dem richtigen Abstill-Zeitpunkt ganz nüchtern: "zum Krippenstart" - also mit etwa sechs Wochen. Oder sie fangen erst gar nicht damit an, die Brust zu geben.

Wie lange will ich stillen - das sagt die Wissenschaft

Studien belegen, dass eine längere Stillzeit für Mutter und Kind gesundheitlich nur Vorteile hat. Deshalb empfiehlt etwa die Weltgesundheitsorganisation (WHO) explizit auch Müttern in Industrienationen, ihr Kind begleitend zu altersangemessener Beikost bis zum zweiten Geburtstag oder sogar darüber hinaus zu stillen, wenn es ihnen damit gut geht. Gleichzeitig ist auch klar: Diese Empfehlung hat hier lange nicht die Dringlichkeit wie etwa in Entwicklungsländern. Denn wir haben das Privileg, jederzeit auf hochwertige Babynahrung zurückgreifen können. Zusammengefasst heißt das: Mütter können ihr Kind mit gutem Gewissen so lange stillen, wie sie möchten. Und wenn sie genug haben, ist es genug - ob nach einigen Wochen oder nach vielen Monaten.