Donnerstag, 26. Juni 2014

Wie lange stillen?

"Waaaas, du stillst noch?"

Diese Frage hören Mamas heute ja schon ziemlich früh, finde ich. Hier folgen gute, wissenschaftlich fundierte Argumente für eine etwas längere Stillzeit -  sowohl für das Stillen im zweiten Lebenshalbjahr, als auch für das Stillen im zweiten Lebensjahr.
Meine Kurzantwort, wenn ich als Expertin gefrage werde: Die Stillzeit soll solange dauern, wie sie Freude macht.
 

Alle existierenden Studien zeigen eindeutig: Der Wert der Muttermilch lässt niemals nach, egal wie groß das Kind ist. Und alle Forschungsergebnisse zeigen, dass die Gesundheit von Kindern  umso besser ist, je länger sie Muttermilch erhalten haben. Es gibt aus wissenschaftlicher Sicht keinen einzigen Grund, vom Stillen abzuraten weil das Baby größer wird.

Bioverfügbarkeit, Vitamine und Mineralien


Auch im zweiten Lebensjahr profitieren Kinder noch sehr von Muttermilch. In diesem Alter trinken Kinder selten mehr als zwei richtige Stillmahlzeiten, das sind ca. 500ml. Damit  können sie, bei gleicher sonstiger Nahrungsmenge, immerhin ein Drittel ihres Energiebedarfs (31%) decken und erhalten im Alter von 13-18 Monaten noch 25 % mehr Energie als abgestillte Kinder und immer noch 17 % mehr, sobald sie älter sind als 18 Monate. 
Im Einzelnen deckt dies den täglichen Bedarf an
  • Eiweiß zu 38 %
  • Vitamin C zu 95 %
  • Vitamin A zu 100 %
  • Calcium zu 44 %
  • Niacin zu 41 %
  • Folsäure zu 26 %
  • Riboflavin zu 21 % und
  • Eisen zu 50%
Eisen ist typisch für die gute Bioverfügbarkeit der Inhaltsstoffe der Muttermilch. Sehr interessant auch dies: Die Vitamin C-Konzentration der Muttermilch ist gegen Ende des ersten Lebensjahres 3,3 mal höher als im Blutplasma der Mutter. Selbst wenn die Mutter erniedrigte Vitamin C-Werte hat, wird es in der Milch bis zu 6-12fach angereichert. Stillkinder erhalten so höhere Konzentrationen an Vitamin C als Kinder, die künstliche, mit Vitamin C angereicherte Babynahrung, Gemüse und Früchten bekommen.
Wird ein Kind vor dem zweiten Geburtstag abgestillt, braucht es selbstverständlich viel mehr feste Nahrung als vorher – laut einer Studie wurden die anderen Nahrungsmittel um 60% erhöht – und auch das reicht nicht immer aus.  Unter Umständen kann ein abgestilltes Kind unter einem Energiedefizit leiden – ein Defizit um 28% laut einer Studie von 1982. Eine andere Studie zeigte, dass nicht gestillte Kinder nur 84% der vorgeschlagenen Kalorieneinnahme hatten, während noch gestillte Kinder 108% der optimal erachteten täglichen Kalorienmenge zu sich nahmen.

Muttermilch ist Immunschutz pur

Weil das größere Baby mehr Krankheitserregern begegnet, bekommt es in der Muttermilch eine zunehmende Menge an Antikörpern, die es dabei schützen. Im zweiten Lebensjahr erreicht dieser unnachahmliche Immunschutz teilweise ähnlich hohe Werte wie in der ersten Milch direkt nach der Geburt. Lysozym, das die Zellwand von Bakterien zerstört, ist z.B. in der Muttermilch eines Kindes von 18 Monaten in größerer Konzentration zu finden, als bei einem Kind von 6 Monaten. Die Muttermilch enthält weiterhin Immunstoffe gegen alle Krankheitserreger, denen Mama begegnet und schützt damit immer auch gleich direkt ihr Kind davor. Das ist ein wichtiger Grund dafür, dass Kinder, die lange Zeit gestillt werden, erst sehr viel später ihre ersten Infekte durchmachen. Wenn kleine Kinder krank sind lehnen sie oft jede Nahrung ab. Gestillte Kinder tun das auch, aber sie trinken doch gerne ihre Muttermilch. Dadurch werden sie schneller wieder gesund und erholen sich rascher von der Krankheit.
 
 
 
 
 
 
 

Wie lange will ich stillen - das sagt die Expertin:

Warum stillen viele Frauen früher ab als geplant? Und wie können sich stillende Mütter das Leben leichter machen? Darüber sprach ELTERN-Autorin Nora Imlau mit Vivian Weigert. Die Stillberaterin und Leiterin der Fachstelle für Säuglingsfragen e. V. in München hat gerade ein einfühlsames und hilfreiches Buch zum Thema veröffentlicht: "Stillen. Das Begleitbuch für eine glückliche Stillzeit" (Kösel, 14,95 Euro).
  • Fast alle Schwangeren geben in Umfragen an, ihr Baby die empfohlenen vier bis sechs Monate voll stillen zu wollen. Weniger als der Hälfte gelingt das. Fehlt es deutschen Müttern an Durchhaltevermögen?
Nein, und auch nicht an gutem Willen. Wenn eine Stillbeziehung nach wenigen Wochen endet, dann in den seltensten Fällen auf Wunsch der Mutter. 'Bei mir hat's leider nicht geklappt“, sagen mir diese Frauen traurig. Dieses Bild ist immer noch in den Köpfen: dass Stillen irgendwie Glückssache ist. Die einen können's, die anderen nicht. Und in Wirklichkeit? Kann es praktisch jede Frau - wenn sie die richtige Beratung und Unterstützung bekommt.
  • Ein Satz, den viele Frauen nicht gern hören.
Ja, weil er für sie wie ein Vorwurf klingt: Jede kann stillen - warum nicht auch du? So meine ich ihn aber nicht. Ich will Frauen vielmehr Mut machen: Ihr habt die wunderbare Gabe, euer Baby an der Brust ernähren zu können. Lasst euch das nicht nehmen, sondern fordert die Hilfe ein, die ihr braucht. Denn die Gründe für unfreiwilliges frühes Abstillen sind immer die gleichen. Entweder starke Schmerzen beim Stillen oder das Gefühl, das Baby würde nicht satt. Probleme, die mit der richtigen Stillberatung oft gar nicht erst auftreten würden - oder schnell gelöst werden könnten.
  • Wie können Frauen sonst noch verhindern, dass sie unfreiwillig früh abstillen?
Wir wissen heute, dass die ersten Stunden nach der Geburt ungeheuer wichtig sind für die Stillbeziehung. Also sollten Mütter darauf bestehen, in dieser Zeit nicht von ihrem Baby getrennt zu werden. So kann die U1 beispielsweise auch auf dem Bauch der Mutter gemacht werden, und alle Routine kann warten, bis das Baby zum ersten Mal an der Brust lag.
  • Wenn dann das Stillen gut und schmerzfrei klappt ...

...genießen es die meisten Frauen sehr. Das Baby wächst und gedeiht, und in dieser Phase denken die wenigsten Mütter ans Abstillen. Das ändert sich allerdings recht zuverlässig mit dem vierten Lebensmonat.
  • Was ist da los?
 In diesem Alter lassen sich Babys leicht ablenken. Sehen sie beim Trinken etwas Spannendes, zappeln sie herum, docken sich ab - und holen in der Nacht die Milchmahlzeiten des Tages nach. Die Mütter haben nachts also stündlich ihr Kind an der Brust, sind erschöpft und denken dann: Wahrscheinlich reicht meine Milch eh' nicht mehr!
  • Was ist die Alternative?

Das Baby ganz bewusst tagsüber mindestens alle drei Stunden an die Brust zu legen und durch häufigeres Wechseln beider Seiten die Mahlzeiten tagsüber wieder zu verlängern, nachts hingegen nur das Minimum anzubieten.
  • Dann werden die Nächte von selbst besser?
Meistens, ja. Allerdings brauchen Babys etwa zwei Wochen, um sich umzustellen. Leider beobachte ich immer wieder, dass Mütter denken, sie dürften nicht in den Stillrhythmus eingreifen. Schreibt eine Mutter in einem Internetforum, dass sie von den durchgestillten Nächten völlig erschöpft ist, kriegt sie oft zur Antwort: "Halt durch und gib deinem Baby jederzeit, was es braucht!" Damit wird ihr Problem aber weder ernst genommen noch gelöst, denn das Baby könnte seinen Bedarf auch tagsüber stillen. Viele Frauen wollen vor allem deshalb abstillen, weil sie den Schlafmangel nicht mehr aushalten. Wenn ich ihnen dann vorschlage, erst mal nur nachts abzustillen, sind sie ganz verblüfft. Das soll gehen? Klar geht das!
  • Und wie genau?

Indem es in einem bestimmten Zeitfenster nachts keine Milch mehr gibt, während man tagsüber für ein ausreichendes Angebot sorgt. Ist ein Baby älter als sieben oder acht Monate, sehe ich darin kein Problem. Natürlich ist es wichtig, ein Baby mit dem Frust über die Umstellung nicht allein zu lassen, es zu trösten und mit ihm zu kuscheln. Aber meist akzeptieren Babys diese neue "Still-Ordnung" schnell und schlafen in der nächtlichen Pause durch - und die Mutter ist dann so ausgeschlafen, dass sie das Stillen tagsüber wieder genießen kann.
  • Sie betonen die Vorteile des Stillens übers erste halbe Jahr hinaus. Schlimm, wenn eine Mutter dazu keine Lust mehr hat?
Nein. Entscheidet sich eine Frau bewusst dafür, abzustillen, gibt es daran nichts auszusetzen. Traurig ist nur, wenn sie selbst das Gefühl hat, es sei zu früh - etwa, weil jemand sie dazu drängt.
  • Wann ist denn aus Ihrer Sicht der optimale Zeitpunkt?

Ganz einfach: wenn eine Mutter merkt, dass sie nicht mehr stillen will. Nicht, weil die anderen sagen, sie sei eine Glucke. Sondern weil sie selber spürt: Jetzt ist es genug. Eine zu kurze Stillzeit gibt es übrigens nicht. Stillen ist immer wertvoll. Egal, ob eine Mutter ihrem Kind einige Wochen oder viele Monate lang die Brust gegeben hat - sie kann in jedem Fall sehr stolz darauf sein. Denn: Eine zu kurze Stillzeit gibt es nicht!

Wie lange will ich stillen - eine Frage der Kultur

Darüber erhitzen sich die Gemüter. Warum? Weil die Frage nach der Stilldauer zunächst einmal eine kulturelle ist: Die durchschnittliche Gesamtstilldauer liegt zwar weltweit bei etwa 30 Monaten, doch die regionalen Unterschiede sind immens. Während bei dem afrikanischen Stamm der Kung drei bis vier Jahre üblich sind, beantworten viele französische Mütter die Frage nach dem richtigen Abstill-Zeitpunkt ganz nüchtern: "zum Krippenstart" - also mit etwa sechs Wochen. Oder sie fangen erst gar nicht damit an, die Brust zu geben.

Wie lange will ich stillen - das sagt die Wissenschaft

Studien belegen, dass eine längere Stillzeit für Mutter und Kind gesundheitlich nur Vorteile hat. Deshalb empfiehlt etwa die Weltgesundheitsorganisation (WHO) explizit auch Müttern in Industrienationen, ihr Kind begleitend zu altersangemessener Beikost bis zum zweiten Geburtstag oder sogar darüber hinaus zu stillen, wenn es ihnen damit gut geht. Gleichzeitig ist auch klar: Diese Empfehlung hat hier lange nicht die Dringlichkeit wie etwa in Entwicklungsländern. Denn wir haben das Privileg, jederzeit auf hochwertige Babynahrung zurückgreifen können. Zusammengefasst heißt das: Mütter können ihr Kind mit gutem Gewissen so lange stillen, wie sie möchten. Und wenn sie genug haben, ist es genug - ob nach einigen Wochen oder nach vielen Monaten.
 
 
 
 
 
 
 

 
 

 

 
 
 

 

 

 

 



 
 

 

 

 



Donnerstag, 27. März 2014

Zungenbändchen zu kurz?

Stillprobleme durch ein zu kurzes Zungenbändchen des Babys

Schmerzen beim Stillen? Wunde Brustwarzen? Mangelnde Milchbildung? Als allererstes ist hier eine gute Stillberatung nötig, damit das korrekte Anlegen klappt. Wenn aber diese Symptome hartnäckig bleiben und das Stillen weiterhin nicht richtig klappt, kann das die Folge eines zu kurzen Zungenbändchens sein. Das kommt bei 2 – 4% aller Babys vor, bei Jungen und bei Frühchen etwas häufiger.

Wie erkennt man das?

Das Zungenband ist die Befestigung der Zunge am Mundboden. Ist es zu kurz, dann sieht die Zunge entweder herzförmig aus, wenn das Baby sie streckt, oder die Zungespitze klappt nach unten oder nur die Zungenrändern heben sich, weil die Zungenmitte unten bleibt. Das behindert die Bewegungen der Zunge, die für eine effektive Entleerung der Milch sorgen. Ein Unterdruck kommt nicht zustande, Mamille und Areola werden nicht weit genug in die Mundhöhle eingesaugt und somit klappt das Stillen nicht gut.
Heute gibt es dafür endlich gute Beurteilungskriterien, hier ein paar Links:

Therapie: Frenotomie

Das Zungenbändchen wird durchtrennt – das ist ein harmloser und kurzer, fast schmerzfreier, unblutiger Eingriff. Dafür gibt es inzwischen klare Anleitungen auch für den nicht chirurgisch tätigen Arzt. Nach einer gründlichen Anamnese und der Untersuchung der Mundhöhle, der Kontrolle der Vitamin K Gabe und natürlich der Aufklärung der Mutter, kann der kurze Eingriff ambulant durchgeführt werden. Das Baby wird sofort danach am besten angelegt. Mütter berichten oft, dass sich das Trinken des Babys gleich besser anfühlt.

Das folgende Video zeigt den kurzen Eingriff, leider zeigt es nicht, wie schnell sich das Baby anschließend an der Brust beruhigt:
http://www.nbci.ca/index.php?option=com_content&view=article&id=314:zungenbaendchenschnitt&catid=22:video-clips&Itemid=58
 

Wer hilft?

Kinderärztinnen und Kinderärzte, Hebammen und Stillberaterinnen wissen darüber am ehesten Bescheid, wenn sie das IBCLC Diplom besitzen. Zu finden auf dieser Webseite http://www.bdl-stillen.de/ unter der Kategorie Eltern, Stillberatungssuche.

Sonntag, 17. November 2013

 

Stillen bei Grippe?

"Muttermilch hat die besondere Eigenschaft, Viren mit einer Hülle abzutöten. Darum können Mütter trotz verschiedener Erkrankungen weiterstillen, ohne ihr Baby zu gefährden - sogar bei Hepatitis C" schreibt Sandra Büchi hier:
 
http://www.srf.ch/gesundheit/koerper/stillen-bei-grippe

"Viren wie das Hepatitis-C-Virus haben keine Chance gegen Muttermilch. Das zeigt eine Untersuchung von Eike Steinmann und ihrem Team. Link zur Studie: http://jid.oxfordjournals.org/content/early/2013/10/15/infdis.jit519.full.pdf+html
«Bezüglich der antiviralen Eigenschaften von Muttermilch gehen wir davon aus, dass nur bestimmte Viren, und zwar die Viren, die eine Hülle haben, abgetötet werden. Bei ‹nackten› – also unbehüllten – Viren wie zum Beispiel dem Rotavirus, sehen wir diesen Effekt nicht.» In der Studie wurde auch der Grippevirus H1N1 untersucht – auch ihm setzte die Muttermilch zu. «Über andere Erkältungsviren können wir leider keine Aussage treffen», bedauert Eike Steinmann.

Die Forscher versetzten Muttermilch von gesunden Frauen in Kulturschalen mit hohen Virusmengen und analysierten anschließend die Effekte auf die Erreger. Die Muttermilch tötet viele Viren ab. Bei vier Grad Celsius setzte sie Hepatitis-C-Viren innerhalb von einer Minute Schachmatt – genauso schnell wie 80-prozentiger Alkohol. Die Forscher untersuchten diese Eigenschaft im Labor. Sie gehen jedoch davon aus, dass diese Erkenntnis sich auch auf die stillende Frau übertragen lassen.

Laut Forscherteam sind freie Fettsäuren in der Milch für den antiviralen Effekt verantwortlich. Sie lösen die Hüllen der Viren auf. Weder mit Muttermilchersatzprodukten noch mit Kuh- oder Pferdemilch ließ sich dieser Effekt reproduzieren.

Krank – weiterstillen? 


Ärzte und Stillberaterinnen empfehlen Frauen weiter zu stillen, wenn sie krank sind. Denn die Muttermilch enthält viele wichtige Immunstoffe und Antikörper, die das Immunsystem der gestillten Säuglinge stärken. Auch wenn die Mutter erkrankt ist, enthält die Muttermilch weiterhin viele Immunstoffe und Antikörper. Frauen, die sich zu erschöpft zum Stillen fühlen, sollten die Milch abpumpen und das Baby mit dem Fläschchen füttern.
Neben der Muttermilch lassen sich Babys aber auch durch weitere Vorsichtsmaßnahmen vor Ansteckungen schützen:
  • Häufiges Händewaschen mit Seife.
  • Hände des Babys öfters waschen.
  • Küsschen vermeiden, Hautkontakt aber unbedingt weiter aufrechterhalten.
  • Beim Niesen oder Husten abwenden, gegebenenfalls Mundschutz verwenden.
  • Die gemeinsame Verwendung von Spielzeug und anderen Gegenständen, die der Säugling in den Mund nimmt, sollte eingeschränkt werden. Alles, was mit dem Mund des Säuglings in Kontakt kommt, sollte gründlich mit Wasser und Seife gereinigt werden.
  • Schnuller (inkl. Schnullerring) und andere Gegenstände sollten nicht von Erwachsenen oder anderen Kindern in den Mund gesteckt werden, ehe der Säugling sie erhält.
Bei diesen Krankheiten sollten Sie laut des Berufsverbands Schweizerischer Stillberaterinnen nicht mehr stillen und dies mit Ihrem Arzt besprechen:
  • Streptokokken Typ A und B: Stillpause von 24 bis 48 Stunden, bis Antibiotikum wirkt.
  • HIV und Humane T-Zell-Leukämie: In Industrieländern gilt die Empfehlung, nicht zu stillen.
  • Zytomegalie-Viren (CMV): Für Früh­ge­borene gilt die Empfehlung, nicht zu stillen.
  • Akut ausgebrochene Windpocken- oder Maserninfektion: Nach einer passiven Immunisierung des Kindes mit Immunglobulinen ist Stillen möglich."

Freitag, 12. Juli 2013

Zwillinge simultan stillen


Zwillinge: Beide Babys gleichzeitig stillen

Zwar ist es anfangs gar nicht leicht, beide Babys gleichzeitig anzulegen, aber mit der Übung wird das schon :-) Kein Stress, sondern einfach immer wieder neu probieren!
Es kann etwas dauern, bis sich beide Babys an denselben Rhythmus gewöhnen, aber das ist ein lohnendes Ziel. Da kommt es schon mal vor, dass Sie ein Baby wecken müssen, damit es gleichzeitig mit dem anderen trinkt - das dürfen Sie ruhig tun, es macht dem Baby nichts.

Wenn die Kinder unterschiedlich kräftig oder lange trinken, hilft es, beim Stillen die Brust zu wechseln, damit die Milchbildung auf jeder Seite gleich gut angeregt wird.

Sobald es gut geht, sind Sie reif zum Testen anderer Positionen. Könnten Sie es sich bequemer machen? Mit zunehmendem Alter der Kinder verändert sich das.

Wichtig ist es, die Babys nicht aus eigener Kraft in der richtigen Position zu halten sondern sie und sich selbst gut abzustützen, mit festen Kissen, gefalteten Decken und Handtuchrollen.

  • Rückengriff (Footballhaltung): Die Babys liegen mit den Köpfchen zueinander, also mit den Füßchen zu Ihrem Rücken. Die Köpfchen liegen in Ihren Händen während Sie mit den Unterarmen den Rücken der Kinder stützen.
  • Wiegegriff: Die Babys liegen mit den Beinchen zueinander, diese überkreuzen sich in Ihrem Schoß. Die Köpfchen liegen in Ihren Ellbeugen während Sie mit den Händen den Rücken der Kinder stützen
  • Parallelhaltung: Ein Baby liegt im Rückengriff, das andere im Wiegegriff. So liegen beide Babys in derselben Richtung. Der Kopf des Babys im Rückengriff liegt auf dem Bauch des Babys im Wiegegriff.

Dienstag, 30. April 2013

Stillen, Familienbett, Bonding...

Dr. Michael Abou-Dakn, Chefarzt einer babyfreundlichen Entbindungsklinik in Berlin und Stillberater IBCLC, der für dieses Buch freundlicherweise das nette Vorwort geschrieben hat, erklärt in diesem Video, warum Mutter und Kind nach der Geburt nicht getrennt werden sollten und was er am Familienbett so überzeugend findet - sicher auch aus seiner Erfahrung als glücklicher Vater! Viel Spaß beim Anschaun, es dauert nur 7 Minuten und ist sehr informativ, auch wenn es am Anfang etwas Geduld erfordert: 
 
 

Montag, 29. April 2013

Hautnah zusammen bleiben!

 
Ein schönes Teil, dieses BondingTop, darauf haben wir lange gewartet! 
  
Es ist, so der Hersteller Hoppediz, "die Känguruhhilfe für Frühgeborene, Neugeborene und deren Eltern. Beim so genannten Känguruhen kann sich Dein Baby auf Deinem nackten Oberkörper entspannen. Es hört die ihm aus der Schwangerschaft schon vertrauten Geräusche wie die Deine Stimme oder aber den Herzschlag. Das Frühgeborene spürt die Körperwärme und durch unser weiches BONDING-TOP auch eine wohlige Umhüllung und angenehme Begrenzung. Sein Herzschlag und die Atmungsfrequenz regulieren sich. Dein Baby ist ruhiger, schläft mehr und stabilisiert sich dadurch. Bei leichter Bewegung durch Dich wird es manchmal sanft geschaukelt. Dies wirkt sich sehr positiv auf die Entwicklung des Gleichgewichtssinnes Deines Babys aus."
 
Kann gleich bestellt werden: http://www.hoppediz.de/de/bonding-sectio-top.html

"Hier kann das Känguruhen mit unserem BONDING-TOP Dich unterstützen:

•    Dem Aufbau der Eltern-Kind-Bindung und damit einer positiven, emotionalen und sozialen Entwicklung Deines Kindes
•    Dem Steigern der eigenen elterlichen Kompetenz
•    Erfolgreichem Stillen
•    Verringern von Selbstvorwürfen
•    Erhöhen des Selbstvertrauens
•    Einem eventuell kürzeren Klinikaufenthalt

So wird das Top angewendet:
  • Passende Größe auswählen
  • Hineinschlüpfen
  • Bonding-Top/Sectio-Top auf die Taille ziehen
  • Das Baby auf die Brust legen
  • Top bis zur Halskante des Babys hochziehen
WICHTIG:  DasTop ersetzt keine Tragehilfe, es ist nur zum Känguruhen in sitzender oder halbliegender Position geeignet!"

Sonntag, 4. November 2012


Das aktuelle Wissen zum Kaiserschnitt, vorgestellt auf dem
 
DGGG-Kongress 2012

von Prof. Dr. med. Dr. h.c. Frank Louwen :



KAISERSCHNITT ODER NATÜRLICHE GEBURT –
 
KEINE SCHWIERIGE ENTSCHEIDUNG?
 
Schlussfolgerung: Wenn eine Schwangere ohne eine medizinische Indikation einen Kaiserschnitt wünscht, zum Beispiel weil sie Angst vor den Geburtsschmerzen hat, dann sollte sie wissen, dass der Eingriff selbst zwar in der Klinik sicher durchgeführt werden kann. Aber sie muss auch wissen, dass sie damit Risiken für das Kind sowohl direkt nach der Geburt als auch für das spätere Leben, für sich selbst und für weitere Schwangerschaften in Kauf nimmt. Insbesondere ist auch der Geburtszeitpunkt bei geplantem Kaiserschnitt mit den sich daraus ergebenden Komplikationsraten relevant. Die Aufklärung der werdenden Mütter muss diese Erkenntnisse berücksichtigen.


Ein Kaiserschnitt scheint heutzutage ein sehr risikoarmer Eingriff zu sein. Er ermöglicht eine rasche Entbindung, wenn eine vaginale Geburt wegen einer geburtsunmöglichen Lage des Kindes indiziert oder mit einem hohen Verletzungsrisiko für das Kind verbunden ist, wenn bei der Mutter eine geburtsrelevante Erkrankung vorliegt oder wenn unter der Geburt eintretende Komplikationen eine natürliche Geburt ausschließen.

In der Phase nach der Geburt treten bei Patientinnen mit einem Kaiserschnitt im Gegensatz zu Müttern nach einer natürlichen Geburt typische postoperative Probleme und auch gehäuft Komplikationen auf.

Da für einen Kaiserschnitt die Bauchdecke eröffnet werden muss, sind Schmerzen in der ersten Phase nach der Entbindung operationsbedingt. Da sich in der Schwangerschaft das Gerinnungssystem der Frau verändert, hat eine Wöchnerin auch nach einer natürlichen Geburt ein erhöhtes Risiko für zum Teil lebensbedrohliche Gerinnungskomplikationen wie Thrombosen oder Lungenembolien. Das Risiko für diese schweren Erkrankungen ist nach einem Kaiserschnitt besonders erhöht. Die Sterblichkeitsrate einer gesunden Mutter ist gegenüber einer natürlichen Geburt nur noch um den Faktor 1,7 erhöht; die Wahrscheinlichkeiten für Thrombosen, Embolien, Blutungskomplikationen, anästhesiologische Komplikationen, aber auch für Gebärmutterentfernungen als letzte, lebensrettende Maßnahme bei geburtsbedingten Komplikationen ist nach Kaiserschnitt signifikant erhöht, wenn auch die Wahrscheinlichkeit für operationsbedingte Komplikationen in den letzten Jahrzehnten bedeutend gesunken ist.

Beckenbodensenkungen können durch einen Kaiserschnitt nicht verhindert werden, da sie mit der 
Schwangerschaft selbst im Zusammenhang stehen. Allerdings scheint eine verlängerte Geburtsdauer in der Phase, in der das Kind durch den Gebärkanal tritt (Austreibungsperiode), mit späteren Beckenboden- und Inkontinenzkomplikationen einher zu gehen. Die Folgen eines Kaiserschnitts für das Neugeborene wurden lange Zeit vernachlässigt. Nicht selten entstand sogar der Eindruck, das Kind profitiere von einem Kaiserschnitt, so dass für die Mutter der Kaiserschnitt trotz der bekannten erhöhten mütterlichen Morbidität und Mortalität als Alternative im Sinne des Neugeborenen diskutabel erschien. Neue Untersuchungen insbesondere auch der nachbetreuenden Kinderärzte haben verdeutlicht, dass bei einem Kaiserschnitt gegenüber einer natürlichen Geburt sowohl die Kurzzeit- als auch die Langzeitmorbidität der Neugeborenen erhöht ist. Nach einer Sectio caesarea sind Anpassungsstörungen und beatmungspflichtige Komplikationen signifikant erhöht. Die Komplikationsrate ist umso höher, je früher vor der 40. Schwangerschaftswoche der Kaiserschnitt durchgeführt wird. Der geplante Kaiserschnitt in der 38. Schwangerschaftswoche – wie er noch vor kurzem angeboten wurde – ist mit einer signifikant höheren Rate an Komplikationen des Neugeborenen verbunden, die sogar zu einer intensivmedizinischen Behandlung veranlassen, verglichen mit natürlichen Geburten oder mit einem Kaiserschnitt in der 40. Schwangerschaftswoche. Im Wochenbett sind ebenfalls sowohl die Rückbildung der Gebärmutter als auch die Stillphase durch einen Kaiserschnitt gestört. So resultiert nach einem Kaiserschnitt ein Bedarf an kontraktionsfördernden Medikamenten; resultierende Blutungskomplikationen treten gehäuft auf, die Schmerzen nach einem Kaiserschnitt müssen zudem medikamentös effektiv behandelt werden, auch weil Schmerzen die Ausschüttung des Hormons Oxytocin hemmen, das für das Stillen notwendig gebraucht wird. Wird ein Kaiserschnitt ohne natürlichen Geburtsbeginn durchgeführt, so steigt das Risiko eines primären Oxytocinmangels. ((= mgl.Bindungsprobleme)) Besonders bedeutsam sind aber die Ergebnisse von epidemiologischen Studien aus den vergangenen 5 Jahren. Sie verdeutlichen, dass ein Kaiserschnitt auch bedeutsame Einfluss auf das weitere Leben des Neugeborenen und insbesondere auf immunitätsbedingte Erkrankungen hat. Kinder nach Kaiserschnitt scheinen signifikant häufiger an Asthma, Allergien, Diabetes mellitus und Zöliakie (Überempfindlichkeit auf Weizenbestandteile in der Nahrung) zu erkranken. Der genaue Mechanismus dieser erhöhten Erkrankungswahrscheinlichkeit im Jugendalter ist noch nicht aufgeklärt, dennoch haben diese Befunde direkte Konsequenzen für die Aufklärung von Patientinnen insbesondere bei Wunsch nach einem Kaiserschnitt ohne medizinische Indikation. Besondere Bedeutung kommt aber dem Risiko für alle folgenden Schwangerschaften zu, das aus einem Kaiserschnitt resultiert. Dem entsprechend ist von einem Kaiserschnitt ohne medizinische Indikation dringend abzuraten, wenn weiterer Kinderwunsch besteht. Ein voraus gegangener Kaiserschnitt birgt nicht nur das Risiko, dass Verletzungen aus der Gebärmutternarbe bei Folgeschwangerschaften entstehen könnten. Wesentlich bedeutsamer für die mütterliche Morbidität und Mortalität sind die sogenannten Plazentationsstörungen. Darunter wird sowohl der „falsche Sitz“ eines Mutterkuchens direkt vor dem Muttermund verstanden, die sogenannte Plazenta prävia. Sie hat nicht nur das sehr stark erhöhte Risiko für Frühgeburtlichkeit in der Folgeschwangerschaft, sondern für Mutter und Kind lebensbedrohliche Blutungen. Direkt mit der Anzahl vorausgegangener Kaiserschnitte sind auch Mutterkuchenkomplikationen verbunden, die durch ein tiefes Einwachsen des Mutterkuchens in die Gebärmutterwand entstehen (Plazenta accreta/increta). Häufig kann hier nur die Gebärmutterentfernung lebensrettend für die Mutter sein; selbst bei optimalen Bedingungen kommt es bei diesen operativen Eingriffe immer wieder zu Todesfällen, die nicht verhindert werden können. Dennoch sind Folge-Kaiserschnitte keine Einzelfälle, sondern ein häufiges Phänomen. Denn die durchschnittliche Geburtenzahl von 1,3 Kindern pro Frau in Deutschland bedeutet nicht, dass es fast nur noch Einzelkinder gäbe. Richtig ist, dass etwa 20% aller Frauen heute kinderlos bleiben, und dass die Geburtenrate unter Frauen, die Kinder bekommen, bei 1,6 liegt, in den alten Bundesländern sogar bei 1,9. Das bedeutet, dass eine Frau, die ihr erstes Kind bekommt, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch weitere Kinder bekommen wird. Unter optimalen Bedingungen können auch nach einem vorangegangen Kaiserschnitt durch eine vaginale Entbindung die Folgekomplikationen häufig reduziert werden. Nach diesen Erörterungen zurück zur Hypothese: Kaiserschnitt oder natürliche Geburt – keine schwierige Entscheidung“ Ein Kaiserschnitt ist immer dann eine gute und geeignete Geburtsmethode,wenn die Gesundheit von Mutter und Kind durch eine natürliche Entbindung gefährdet sind. Dabei ist die operative Methode des Kaiserschnittes insbesondere unter regionalanästhesiologischer Schmerzausschaltung (PDA, Spinalanästhesie) mit geringer mütterlicher direkter Komplikationsrate im Vergleich zu früheren Jahrzehnten verbunden. Lachgas, das derzeit in der angloamerikanischen Literatur wieder diskutiert wird, kann Sauerstoffmangel verursachen. Er stellt in Deutschland keine sinnvolle Option dar.
 
Wenn eine Schwangere ohne eine medizinische Indikation einen Kaiserschnitt wünscht, zum Beispiel weil sie Angst vor den Geburtsschmerzen hat, dann sollte sie wissen, dass der Eingriff selbst zwar in der Klinik sicher durchgeführt werden kann. Aber sie muss auch wissen, dass sie damit Risiken für das Kind sowohl direkt nach der Geburt als auch für das spätere Leben, für sich selbst und für weitere Schwangerschaften in Kauf nimmt. Insbesondere ist auch der Geburtszeitpunkt bei geplantem Kaiserschnitt mit den sich daraus ergebenden Komplikationsraten relevant. Die Aufklärung der werdenden Mütter muss diese Erkenntnisse berücksichtigen.
 
 
*Literatur: *Cho CE, Norman M.:Cesarean section and development of the immune system in the offspring. Am J Obstet Gynecol. 2012 *Roberta De Luca, MDa, Michel Boulvain, MD, PhDb, Olivier Irion, MDb, Michel Berner, MDa and Riccardo Erennio Pfister, MD, PhDa :Incidence of Early Neonatal Mortality and Morbidity After Late-Preterm and Term Cesarean Delivery.PEDIATRICS Vol. 123 No. 6 June 2009, pp. e1064-e1071 *Alan T.N. et al., NICHD Maternal–Fetal Medicine Units Network: Timing of Elective Repeat Cesarean Delivery at Term and Neonatal Outcomes. NEJM 360:111-120 jan 8, 2009 No 2 *DGGG-Leitlinie: Schwangerenbetreuung und Geburtseinleitung bei Zustand nach Kaiserschnitt. AWMF 015/021 (S1) www.dggg.de/fileadmin/public_docs/Leitlinien/3-4-5-entbindung-nach-sectio-2010.pdf